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DekonstruktionSystemtheorie / Radikaler Konstruktivismus

Différance (D)

Différance ist ein von Jacques Derrida geprägter Neologismus, der die doppelte Geste der Dekonstruktion im Spannungsfeld zwischen (zeitlichem) Aufschub und (räumlicher) Verschiebung bezeichnet. Damit radikalisiert Derrida Saussures Diktum, dass es in der Sprache nur Differenzen ohne positive Einzelglieder gibt. Das System sprachlicher Differenzen ist nicht mehr an zuschreibbare Signifikate gebunden, sondern wird als Prozess des ständigen Sich-Unterscheidens und Aufeinander-Verweisens von Signifikanten gefasst, als ein Spiel der Differenzen ohne Zentrum und festen Grund. Der Wert des a in différance, das nur lesbar, nicht hörbar ist, verweist auf den Rückbezug jeder Kommunikation auf eine paradoxe "Ur-Schrift" als die bedeutungsgenerierende Instanz aller kulturellen und geistigen Tätigkeiten.

--> Für die feministische Theorie ist das Denken der différance so einschneidend wie entscheidend. Die traditionelle Basis feministischer Politik, der Glaube an eine gemeinsame weibliche Identität, wird durch die Dekonstruktion einer eindeutig fixierbaren weiblichen Essenz grundlegend in Frage gestellt. Nach Menke wird Geschlechterdifferenz textualisiert und als Effekt von Differenzen und Relationen auf der Grundlage dichotomischer Logikmodelle gefasst. Nach Spivak muss sexuelle Differenz als différance verstanden werden, die Geschlechtsidentität allererst produziert und zugleich ein anderer 'Name' für die 'Frau' ist. Différance wäre somit der 'grundlose' Grund oder der unerreichbare Grund, wie sexuelle Differenz zum Eigennamen gemacht wird. Différance und Frauen sind, so Spivak, zwei Namen innerhalb einer Kette von Verschiebungen, und keiner der beiden kann Priorität beanspruchen.

© Anna Babka (Stand: 1.05.04)

Siehe auch: Binarität (D); Dissemination (D); Zeichen (D); Schrift (D)

Literaturhinweise
•  Derrida, Jacques (1988): "Die différance [kommentiert (D)]".
•  Elam, Diane (1994): Feminism and Deconstruction: Ms. en abyme [kommentiert (D)].
•  Menke, Bettine (1995): "Dekonstruktion der Geschlechteropposition – das Denken der Geschlechterdifferenz. Derrida [kommentiert (D)]".
•  Spivak, Gayatri Chakravorty (1992): "Verschiebung und der Diskurs der Frau [kommentiert (D)]".

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